Der musikalische Höhepunkt der Auftritte der Stadtkapelle Giengen ist in jedem Jahr das Herbstkonzert. Am Samstagabend spielten die rund 40 Musiker unter Leitung von Edgar Bürger in der Walter-Schmid-Halle.

 
Autor: Silja Kummer | 11.11.2012
In ungewohnte Klangwelten entführte die Stadtkapelle Giengen bei ihrem Herbstkonzert mit dem Trompetenkonzert von Alexander Arutjunjan mit Solist Josef Rast (im Lichtkegel). Fotograf: Foto: sk

Natürlich hat die Stadtkapelle auch Märsche und Volkstümliches im Programm. Aber bei dieser Gelegenheit beweisen die Musiker, dass sie mehr sind als eine Blaskapelle– nämlich ein Orchester, das auch vor sinfonischer Musik nicht zurück zu scheuen braucht. Seit mehr als 20 Jahren leitet Edgar Bürger das Ensemble, an musikalischem Enthusiasmus fehlt es dem agilen und temperamentvollen Dirigenten aber keineswegs. Neben einem anspruchsvollen Programm hatte er auch einen Profisolisten zu bieten: Der Trompeter Joseph Rast zeigte, zu welcher Kunst man die Blechbläserei führen kann.

Vor einem gut gefüllten Zwei-Drittel-Saal der Stadthalle hatte das Orchester einen beschwingten Start mit dem amerikanischen Marsch„National Emblem“ von Edwin Eugene Bagley. Das war aber nur ein leichtes Appetithäppchen für die Zuhörer, bevor es tief in die klassische Musik hinein ging. Operette (Franz von Suppes„Schöne Galathée), symphonische Dichtung (Smetanas schwelgende„Moldau“) und schließlich das Konzert für Trompete des armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan mit Josef Rast als Solist waren nicht leicht zu spielen für die Musiker– und teilweise auch nicht ganz einfach aufzunehmen für die Besucher. Gerade die orientalisch-fremdartige Melodieführung des Trompetenkonzerts verlangte einige Gewöhnung aus Sicht der Zuschauer.

Nichtsdestotrotz war der Abend kurzweilig, was nicht zuletzt an den kurzen Einführungen in die Stücke durch Andrea Wollner lag. Dies ging soweit, dass beispielsweise bei der„Moldau“ musikalische Motive von der Sprecherin beschrieben und dann von der Stadtkapelle kurz angespielt wurden. Beim anschließenden Hören des ganzen Stückes entstanden so natürlich viel reichere Bilder in den Köpfen der Zuhörer als dies vermutlich ohne die Erklärungen der Fall gewesen wäre.

Bekanntere Melodien und leichter zugängliche Stücke standen in der zweiten Hälfte des Konzert auf dem Programm, etwa ein„Symphonic Portrait“ des Komponisten George Gershwin, Filmmusik wie das„Pink Panther Theme“ oder„Lawrence of Arabia“ oder auch ein schmissiger Marsch„Zum Städtel hinaus“ von Georg Meissner.

Immer wieder waren solistische Leistungen der Musiker gefragt, die zeigten, mit welcher musikalischen Qualität das Ensemble agiert. Besonders die Klarinetten taten sich immer wieder positiv hervor, das Blasorchester spielte insgesamt recht sauber und dynamisch differenziert und schaffte derart mitreißende Passagen– etwa bei den Walzertakten der„Schönen Galathée“– , dass man hätte mittanzen mögen.