Dirigent: Hannes Färber


Giengen / Von Nadine Rau 18.01.2019
Der 25-jährige Hannes Färber tritt in die Fußstapfen von Edgar Bürger und hat diese Woche seine erste Probe abgehalten – mit Begeisterung.

Eigentlich wollte er Orchestermusiker werden. Mit diesem Ziel hatte sich Hannes Färber zumindest dazu entschieden, sein Instrument, die Posaune, in Würzburg zu studieren. Aber wie das Leben so spielt, spielt jetzt die Stadtkapelle in Giengen unter der Leitung des 25-jährigen Sontheimers. Wie kam's?

„Mir ist während des Studiums klar geworden, dass ich mir etwas in meiner Heimat aufbauen will. Als Orchestermusiker hätte ich überall landen können und nicht viel Spielraum gehabt“, erklärt der Musiker, warum er die Nachfolge von Edgar Bürger antreten wollte. Mittlerweile wohnt Färber also wieder in Sontheim, auch wenn sein Studium noch nicht ganz abgeschlossen ist. Nach dem Bachelor der Posaune, bei dem es ausschließlich ums künstlerische Posaunenspiel gegangen war, hatte er sich noch für den Master in Blasorchesterleitung eingeschrieben.

„Dabei ist es am wichtigsten, praktische Erfahrungen zu sammeln. Einmal pro Woche habe ich Unterricht, dann sitzt jemand am Flügel und ich dirigiere“, gibt Färber einen Einblick. Weil es später, wie jetzt bei der Stadtkapelle, aber darum gehe, nicht nur einen, sondern auch mal 50 Musiker anzuleiten, kämen die Professoren hin und wieder mit zu den Musikvereinen, um vor Ort mit den angehenden Dirigenten zu üben.

Auf die Frage, was beim Dirigieren die größte Schwierigkeit darstellt, muss der 25-Jährige erst ein bisschen nachdenken. Noten, sagt er schließlich, könne man in ganz unterschiedlichen Stimmungen interpretieren. Allen Musikern die Idee zu vermitteln, auf welche Art sie gemeinsam gespielt werden müssten, sei das Knifflige.

Ab März Lehrer der Musikschule

Auf Färber warten aber noch mehr neue Aufgaben als das Dirigieren bei der Stadtkapelle. Ab März tritt er als Musiklehrer bei der städtischen Musikschule an und wird dort Schülern das Posaunenspiel beibringen. Bis er 16 war, hat der Vollblutmusiker zwar noch Trompete gespielt, von da an aber war ihm die Posaune das liebste Instrument. „Ich weiß noch genau, wie ich mir vom Musikverein alle Blechblasinstrumente ausgeliehen und im Zimmer aufgestellt habe. Bis auf die Posaune habe ich aber kein einziges angerührt“, erinnert er sich lachend zurück.

Mit der Posaune sei er am flexibelsten, könne Jazz in einer Bigband spielen, Teil eines klassischen Sinfonieorchesters sein, mit der Bassposaune die Basslage übernehmen und als hoher Posaunist auch melodieführend tätig sein. Während seiner Zeit am Werkgymnasium habe er die Posaune immer dabeigehabt und in jeder Pause geübt. Das brachte ihm sogar einen Einsatz unter Edgar Bürger ein, den ihm eine Lehrerin vermittelt hatte.

Bis er es geschafft hat, als dessen Nachfolger ausgewählt zu werden, galt es, ein straffes Auswahlverfahren zu überstehen. Er musste mit der Posaune vorspielen, Schüler unterrichten, die Stadtkapelle bei einer Probe leiten und schließlich das Jugendblasorchester anleiten – eine weitere Aufgabe, die ihm künftig zukommen wird. Ein klassisches Bewerbungsgespräch bei der Stadt durfte natürlich auch nicht fehlen.

„Die Stadtkapelle läuft zwar extra, aber in Giengen wird viel Wert auf Kooperation gelegt“, beschreibt es Färber. Daher standen seine Chancen auch gut – war er schließlich bereit, alsDirigent und als Lehrer bei der Musikschule anzufangen. Einzig für das eigene Posaunenspiel wird Färber wohl vorerst weniger Zeit finden.

„Jetzt möchte ich erst einmal in den Proben einen Eindruck von jedem Spieler bekommen“, so der 25-Jährige. Ziel für die Stadtkapelle sei es, dass diese sich künftig im Bereich des sinfonischen Blasorchesters zurechtfinde, gleichzeitig aber die traditionelle Blasmusik pflege. „Wir müssen eine gesunde Mischung finden. Ein reiner Polka-Festles-Verein soll die Stadtkapelle nicht werden.“

 

 

Ein Konzert als Masterarbeit

Wer studiert, wie man ein Blasorchester leitet, der muss nicht etwa eine 80-seitige Abhandlung einreichen. Hannes Färber muss als Prüfung ein Konzert dirigieren, bei dem seine Professoren anwesend sein werden. Er hat sich dazu entschieden, dafür den Musikverein aus Risstissen zu dirigieren. Allerdings weder in seinem Studienort Würzburg noch in Risstissen selbst, sondern in seiner Heimat in Sontheim.
Der Termin steht bereits: Das Konzert findet am Freitag, 21. Juni, in der Sontheimer Gemeindehalle statt. Färber freut sich über Gäste aus seiner Heimat, die kommen und zuhören möchten.

Quelle: Heidenheimer Zeitung