Aus Rathaus- mach Schrannenserenade

GIENGEN. Die kurze Pause, die der Sommer machte, bekam ausgerechnet die Rathausserenade der Stadtkapelle zu spüren. Wegen Regen und kühlen Temperaturen wurde sie am Samstag zur Schrannenserenade.

Bis zuletzt hatten die Verantwortlichen gehofft, doch noch „open air“ vor dem Rathaus musizieren zu können. Als dann kurz vor 21 Uhr am Samstag zwar ein Abendrot im Westen zu sehen war, die Luft aber immer noch feucht und auch kühl erschien, wurden in einer Blitzaktion die Stühle vom Rathausplatz in die Schranne gebracht – und so fand dann eben eine Schrannenserenade statt.

Der musikalischen Qualität tat der Umzug in geschlossene Räume keinen Abbruch. Temperamentvoll gingen die Musiker des Blasorchesters der Stadtkapelle zur Sache, temperamentvoll wie gewohnt auch geführt von Stadtkapellmeister Edgar Bürger. Rock, Pop, Swing und Blues hatte sich die Kapelle als Motto dieses Abend gewählt, „eigentlich keine Domäne eines Blasorchesters“, wie Bürger sagte. Die leichte Muse also sollte – wie es zu einem entspannten Sommerabend sicherlich auch gut passt – zu Ehren kommen. Zwar hatte sich dann doch mit Dimitri Schostakowitsch ein Vertreter der sogenannten E-(„ernsten“) Musik ins Programm geschlichen, aber auch er diesmal „nur“ mit einem luftigenWalzer. Ansonsten stand „U-Musik“, also Unterhaltung im Vordergrund. Dies im besten Sinne: Mit sattem, vollen Klang servierte die Stadtkapelle wie an einer Perlenkette aufgezogen weltbekannte Melodien des vergangenen Jahrhunderts, zum Mitwippen einladend. In bewährter Form stellte Ulrike Steigmajer die jeweiligen Stück kurz vor, bevor die Musiker loslegten. Gespielt wurde Musik, die sicherlich jeder kannte, der regelmäßig und nicht nur für Nachrichtensendungen den Einschaltknopf am Radio bedient.Mit dem St. Louis Blues und einem Arrangement von Klassikern der Rockmusik wurde auch gleich mal das Tempo vorgegeben, das über die bald zwei Stunden des Konzerts fast immer auf der Überholspur lag. Die eingängigsten Melodien, Hits und Ohrwürmer von Herp Alpert, Glenn Miller oder Supertramp zogen vorüber, zum Verschnaufen wurde aber auch der melodiöse Bombast-Pop-Kitsch „Music was my first love“ von John Miles oder „The power of love“ von Jennifer Rush schön elegisch präsentiert. Mit den Zugaben wurde es zum einen mit der Zusammenstellung von „Latin Gold“ nochmals feurig in der ohnehin nicht unterkühlten Schranne, und in die entspannte Atmosphäre dieses Abends passten dann auch noch die lautstark durch das Bürgerhaus schießenden Sektkorken vom Getränkestand. Und spätestens das abschließende Medley mit Hits der Gruppe Abba dürfte dafür gesorgt haben, dass jeder Zuhörer auf dem Nachhauseweg eine Lieblingsmelodie vor sich hin summen konnte. Was will man mehr?