Stadtkapelle stellte beim Herbstkonzert eindrucksvoll ihr Können unter Beweis
GIENGEN. Weit hinausgewagt hat sich der Musikverein Stadtkapelle Giengen bei
seinem Herbstkonzert am Samstag in der Walter-Schmid-Halle. Das Team von Edgar Bürger bewältigte die Herausforderung glänzend.
Es war nicht einfach nur ein Konzert, es war eine Gala, wie sie zu Beginn auch vom Vorsitzenden Jörg Ehrlinger angekündigt war. Sehr umfangreich seien die Vorbereitungen gewesen, um diese
„musikalische Kost vom Feinsten“ präsentieren zu können, sagte Ehrlinger und zeigte sich überzeugt: „Wer sich an dieses Repertoire wagt, der lässt aufhorchen.“
THOMAS GRÜNINGER
Die Reaktionen des Abends zeigten eindrucksvoll, dass er mit dieser Einschätzung richtig lag.
Auch Oberbürgermeister Gerrit Elser zog den Hut vor dem Leistungsvermögen der vom Stadtkapellmeister glänzend eingestellten Musiker. „Das war super. Ich bewundere den Mut und das Können der Stadtkapelle“, sagte er und bezog in dieses Lob ganz besonders auch Thomas Mühl ein, der als Solist an der E-Gitarre für ein zusätzliches Highlight sorgte und mit stürmischem Applaus gefeiert wurde.
Das Repertoire der Stadtkapelle war breit gefächert: Es reichte von Oper über Musical bis hin zur Filmmusik. Schon bei Georg Friedrich Händels Trauermarsch aus „Saul“ waren Präzision und Einfühlungsvermögen der Musiker beeindruckend. Das setzte sich fort in der Ouvertüre zu Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“, arrangiert von Siegmund Goldhammer. Angeregt durch eine Kunstausstellung verfasste Modest Mussorgsky 1847 den Zyklus „Bilder einer Ausstellung“, bestehend aus „sehr frei gestalteten musikalischen Bildern“, wie Moderatorin Ulrike Steigmajer ausführte. Sie versorgte die gut 350 Besucher mit interessanten Hintergrundinformationen zu den einzelnen Stücken. So wurden die „Bilder einer Ausstellung“ – von der Promenade über das alte Schloss und den Ochsenkarren bis zum großen Tor von Kiew – erst erklärt und kurz angespielt, ehe sie aneinandergefügt erklangen.
Zur „Chaos-Theorie“ von James Bonney betrat dann E-Gitarrist Thomas Mühl das Podium. Der Giengener hat an der Berufsfachschule für Musik in Krumbach studiert, ist staatlich geprüfter Leiter der Popularmusik im Hauptfach E-Gitarre und betreibt seither eine Gitarrenschule. Die „Chaos-Theorie“ war wie geschaffen für das kontrastreiche Zusammenspiel zwischen Bläsern und E-Gitarre. Progressiver Hardrock verband sich hier mit klassischer Eleganz, und es war zu spüren, mit welcher Spielfreude und Sicherheit der Solist seinem Instrument Töne entlockt, die für ein solches Konzert ungewöhnlich sind.
Nach der Pause setzte die Stadtkapelle ihre musikalische Experimentierfreudigkeit fort. Ernst Urbachs „Per aspera ad astra“ folgten symphonische Tänze des Jerry- Bock-Musicals „Fiddler on the Roof“, und die fernöstlichen Elemente bei der „Chinese Folk Suite“ von Warren Barker waren nicht zu überhören. Vom „Tanz des Löwen“, der stets beim Neujahrsfest in China aufgeführt wird, über den glücklichen Vogel, der im Weidenbaum singt, bis hin zu den Kriegern von Xian reichte der musikalische Spannungsbogen. Western-Helden vergangener Tage sah man im Geiste über die Leinwand reiten, als in einem Medley Filmmelodien von Ennio Morricone erklangen. Als Zugabe entführten Edgar Bürgers Schützlinge die begeisterten Besucher noch in den Hamburger Hafen, wo seit Jahren erfolgreich das Musical „König der Löwen“ läuft, aus dem die Stadtkapelle die bekanntesten Melodien erklingen ließ.
Traditionell abgeschlossen wurde das Herbstkonzert mit einem Marsch. „Fridericus Rex“ erklang diesmal. Und wem’s zu lange dauert bis zum nächsten Herbstkonzert, der kann die Giengener Stadtkapelle zwischenzeitlich im Radio hören: Zwei Stunden lang bei SWR 4 in der Sendung „Musik aus dem Lande“ am 22. November um 18 Uhr.